Spirituelle Übung für Fortgeschrittene: Kontrolle loslassen

Spirituelle Übung für Fortgeschrittene: Kontrolle loslassen

Heute soll es darum gehen, wie man mehr und mehr die Kontrolle loslassen kann, um sich ganz auf das Leben und das Sein einzulassen. Ich halte es für eine fortgeschrittene Übung, da es nicht so einfach ist, sich hinzugeben und zu vertrauen. Aber an einem bestimmten Punkt deiner spirituellen Entwicklung, will das Thema bewusst wahrgenommen werden.

 

Die Kontrolle behalten wollen:

 

Der Mechanismus, die Kontrolle behalten zu wollen kann von “sehr offensichtlich” bis zu “sehr subtil” von uns gelebt werden und oft ist es eben gar nicht bewusst. An einem bestimmten Punkt in unserer spirituellen Entwicklung sind wir aufgefordert, uns diesem Thema zu stellen und zu erkennen, WIE wir Menschen/Ereignisse/Energien/Gefühle etc kontrollieren wollen.

Im Grunde ist es aber sehr einfach zu erkennen, OB wir Kontrollieren wollen. Denn in JEDEM MOMENT, wo wir DAS, WAS IST, anders haben wollen, ist es ein Versuch das Leben/die Existenz nach unseren Vorstellungen zu manipulieren.

 

Warum wollen wir DAS WAS IST anders haben? Weil es nicht mit unseren Ideen, Vorstellungen, Wünschen und Konzepten übereinstimmt. Weil wir glauben beurteilen zu können, was sinnvoll/gut/richtig ist……und zwar für uns selbst und für anderen bis hin zur ganzen Welt.

 

Aber wer sagt denn, dass wir wissen, was das Beste in der jeweiligen Situation für die jeweiligen Beteiligten ist?

Wer sagt zudem, dass wir selbst immer genau wissen, was für uns das Beste ist?

 

Halte kurz Rückschau und betrachte die wichtigen Wendepunkte in deinem Leben. Ist es genau so gelaufen, wie du es gewollt/gedacht hattest? Oder kam es “ganz anders” und immer, auf lange Sicht gesehen, BESSER als ausgedacht? Nicht immer können wir sofort sehen, was der höhere Sinn einer Sache/Ereignisses ist (warum es also besser ist, als das was wir gerne hätten), aber später enthüllt er sich uns meist. Die Intelligenz, die das Leben “steuert”(wenn man es so ausdrücken möchte), ist unendlich weiser als unser begrenzter Verstand und bezieht sich immer auf das Große Ganze, weil es selbst das Große Ganze IST.

Unser Ego kann das weder verstehen, geschweige denn akzeptieren. Das Ego will das Heft in der Hand behalten und eben nicht Kontrolle loslassen. Natürlich steckt hinter Kontrolle oft Angst, der Wunsch zu beschützen und das Bedürfnis Schmerz zu vermeiden.

 

Beispiele dafür, wie wir kontrollieren wollen:

 

  • Du hast eine klare Vorstellung, was der richtige Beruf, der richtige Partner, die richtigen Lebensumstände für deine Kinder/Eltern/Partner/Freunde sind. In einem klaren Fall von Manipulation wirst du versuchen, sie dahingehend offen zu beeinflussen oder gar unter Druck zu setzen, deinen Vorstellungen zu entsprechen. Im subtilen Fall wirst du vorgeben, dass du die Entscheidungen der anderen akzeptierst, aber insgeheim weißt du es besser, hast Ängste und hättest es gerne anders.
  • Deine Partnerin hat dich angeschrien und du ziehst dich schmollend zurück. Mit Schweigen versuchst du zu bestrafen und ihr Verhalten zu kontrollieren. Du wirst jetzt ein paar Tage nicht anrufen bei ihr und sie warten lassen.
  • Du siehst im Fernsehen einen Bericht über die Lage in Afghanistan/Erderwärmung/Donald Trump/das 3. Reich/etc und beginnst zu schimpfen, wirfst den Politikern Versagen vor und machst dir große Sorgen. Du sprichst mit Familie und Freunden darüber.
  • Du hast einen Fehler begangen ergehst du dich in Schuldgefühlen mit der kuriosen Idee, wenn du dir nur viele Schuldgefühle machst, wirst du den Fehler in Zukunft nicht mehr machen. Das gleiche Prinzip setzen wir ein, wenn wir glauben, das Verhalten von anderen mittels Vorwürfen, so beeinflussen zu können, dass sie in Zukunft anders handeln
  • Du kontrollierst dein Gewicht/Gedanken/Taten/Worte/Aussehen überkritisch und übergenau und analysierst dich selbst ständig
  • Du erlaubst dir nicht Gefühle zu empfinden, weil es dich schwach/verletzlich/hilflos macht
  • Du hast einen Termin vereinbart, aber rufst lieber noch 2 Mal vorher an, ob auch alles klargeht
  • Du schaust ob dein Partner in Facebook/Whatsapp etc online ist, wenn er sich wieder mal nicht meldet
  • Du planst alles im Voraus und überlässt nichts dem Zufall
  • Du hörst davon, dass ein Wald abgeholzt wurde und es erfüllt dich unsäglicher Schmerz und immense Wut
  • Dein Vater ist schwer krank, aber du akzeptierst das nicht und wünschst dir nur, dass er wieder gesund wird.
  • Deine Freundin ist verstorben und du weißt, dass es verhindert hätte werden können, wenn sie nur diese eine Therapie noch ausprobiert hätte.
  • Du sitzt im Bus und um dich herum husten und niesen viele Menschen. Du denkst dir sie sollten zuhause bleiben oder Mundschutz tragen, um andere nicht anzustecken.
  • Du kommst an einem Friedhof vorbei und nimmst viele unerlöste Seelen wahr, die du sofort ins Licht schickst
  • Du channelst Botschaften von Engeln, die mit deinen eigenen Ideen „infiziert“ sind anstatt reine Botschaften ohne Wertungen zu vermitteln
  • Du bist hellsichtig und diagnostizierst ungefragt die Chakren deiner Freundin und sagst ihr, was sie ändern muss.
  • Du willst alles wissen und verstehen.

 

Die Liste lässt sich beliebig weiterführen…..

 

Wie kannst du nun Kontrolle loslassen:

 

Schritt 1 ist also zu erkennen, dass man kontrollieren will und im Widerstand zur Realität ist.

Schritt 2 ist dann das Bedürfnis nach Kontrolle aufzugeben und JA zu sagen, zu dem was ist.

 

 

Die Fähigkeit JA zu sagen entspringt der Erkenntnis:

  • dass alles einer höheren Intelligenz folgt
  • dass wir nur sehr begrenzt wissen/urteilen können
  • dass alles einen höheren Sinn hat
  • dass unser Einfluss scheinbar groß sein kann aber im Grunde doch sehr begrenzt ist und nur wirkt, wenn das Angestrebte sich sowieso so entfalten würde
  • dass kontrollieren wollen nur zusätzlich Schmerz bringt
  • dass das, was dem großen Ganzen nach sein soll, sein wird und das was nicht sein soll, wird nicht sein, egal wie du dich anstrengst
  • dass man immer getragen ist und aufgehoben vom eigenen reinen Sein
  • dass sich alles von selbst ausbalanciert ohne Eingreifen
  • dass ich auch handeln kann im Hin und Jetzt OHNE mit dem, was ist, im Widerstand zu sein (hohe Kunst)

 

Die typische erste Frage, die mir jetzt gestellt wird ist folgende: Heißt das dann, wir sollen willenlos alles hinnehmen und nichts mehr tun im Leben?

 

Nein, das heißt es nicht!

Es ist ein Fakt, dass das Leben „tut was es will“. Das haben wir oft genug erlebt und haben dennoch immer wieder die stille Hoffnung, wir könnten etwas verhindern/forcieren/kontrollieren/hinbiegen etc. Das was ist, IST. Der Wald ist abgeholzt, der Brief abgeschickt, das Geld weg, die Tochter ausgezogen und so weiter. Was bringt „dagegen sein“ denn außer Schmerz, Leid und Kraftverlust?

 

Wann also dann handeln fragst du dich

 

Es gibt das Phänomen, je freier wir in unserem Sein sind, dass wir einfach spontan handeln, ohne Hintergedanken, ohne Wollen und unser TUN einfach dem Moment und der innewohnenden Intelligenz des Großen Ganzen entspringt.

 

Aber es erfordert ein feines Unterscheidungsvermögen von uns und eine intakte Selbstbeobachtung, um zu erkennen: handle/bin ich jetzt im Widerstand zu dem was ist oder entspringt die Handlung einfach dem Sein? Unser Ego ist sehr schlau und macht uns dann vor, wir würden die Dinge ja sehr wohl akzeptieren und spontan handeln, wenn wir aber subtil doch kontrollieren wollen. Da kannst du dich immer wieder nur selbst beobachten und ganz ehrlich mit dir sein.

 

Frage dich: Habe ich eine versteckte Absicht in dieser Sache oder bin ich wirklich neutral/frei? Wenn du eine Absicht hast, dann versuchst du einzugreifen, statt geschehen/entfalten zu lassen.

 

Wenn du bisher ein/e Macher/in warst, dann empfehle ich dir grundsätzlich erst mal kurz innezuhalten, bevor du handelst, denn du bist sehr darauf trainiert, Führung zu übernehmen und zu handeln, das ist dann quasi ein automatisierter Ablauf. Viel öfter kann man jedoch erst mal innehalten, still sein, abwarten und prüfen, ob man das Leben oder Menschen jetzt gerade kontrollieren will.

 

Die nächste Frage, die ich zu hören bekomme, klingt dann etwa so: was ist, wenn mein Mann mich schlägt und missbraucht, soll ich das dann auch einfach erdulden, weil es das ist, was ist?

 

Spontane Handlungen um sich selbst oder andere zu schützen, zu helfen, in Gefahrensituationen oder ähnlich verstehen sich nicht als Kontrolle! Bei Kontrolle ist immer eine offene oder versteckte Absicht dahinter etwas nach dem eigenen Willen/Vorstellungen haben zu wollen.

 

Im Fall des missbrauchenden Ehemannes ist es aber eher meist so: die Frau kann sich noch nicht lösen, was verschiedene Gründe haben kann. Sie kämpft, schimpft, leidet, ist das Opfer und schafft es nicht zu gehen. Sowohl Täter, als auch Opfer wollen in dem Fall kontrollieren. Beim Täter ist es offensichtlich. Als Opfer sind wir passiv aggressiv und üben indirekt Macht und Kontrolle aus. Opfer tragen oft unglaublich viel Wut in sich.

 

Jeder von uns hat dann schon den Moment erlebt, wo etwas einfach aus war, vorbei, Schluss….und wir gegangen sind und uns befreit haben. Ohne unnötig Worte zu verlieren. Der Moment, wenn diese Frau einfach geht, sich Hilfe holt, ins Frauenhaus oder zu ihrer Freundin zieht. Verstehe mich bitte nicht falsch: ich möchte nicht das Leid dieser missbrauchten Frau nicht herunterspielen oder mich gar darüber stellen mit einer abgehobenen „So ist es eben“ Manier. Ich habe volles Mitgefühl und weiß gleichzeitig, dass jedes Opfer, jeder Täter, jedes Wesen an den Punkt kommen muss, wo es genug ist und es sich befreit. Ja auch der Täter muss sich befreien aus dem destruktiven Muster. Dieser Moment ist ein spontanes Handeln und nicht das Ausüben von Kontrolle. Man könnte sagen, es ist das spontane Wirken von Gnade.

 

Zusammenfassend kann man sagen: es ist schon viel gewonnen, wenn du dir der subtilen Mechanismen bewusst wirst, die du anwendest, um die Kontrolle zu behalten. Wie man das Vertrauen in das Leben noch weiter stärken kann, möchte ich in einem anderen Artikel weiter ausführen.

 

 

 

 



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