Stille Retreat alleine | 10 Tage

Stille Retreat alleine | 10 Tage

Stille…Schweigen….hörst du den Ruf in dir? Weißt aber nicht wie und wann diesem Ruf zu folgen? Du wolltest schon mal ein Stille Retreat besuchen, aber immer kommt was dazwischen. Weil du keine Zeit hast. Weil du nicht weg kannst. Weil du nicht weißt wie. Weil du auch ein Unbehagen fühlst, eine Unsicherheit, eine Leere nur bei dem Gedanken daran?

 

Vielleicht kann ich dich inspirieren und dir ein wenig Orientierung geben, um dir Raum und Zeit für die Stille in dir einzuräumen und dabei sogar dein eigenes Stille Retreat abzuhalten. Es lohnt sich wirklich! Die Stille in dir ist deine wahre Natur, dein Zuhause. Was kann wichtiger sein, als dein wahres Zuhause?

 

Ich hatte schon ein paar Mal ein Stille Retreat in der Gruppe mitgemacht, als die Klarheit kam, es steht eine weitere Stille Zeit an und zwar 10 Tage und diesmal alleine. Da es eine so wundervolle Erfahrung war, möchte ich gerne etwas dazu mit dir teilen.

 

Es ist natürlich von Vorteil, wenn man schon Vorerfahrung hat und schon mal ein geführtes Stille Retreat besucht hat. Dennoch glaube ich, dass es auch Stille-Schweige-Neulingen gut gelingen kann, alleine mit sich zu sein. Wenn es dein allererstes Mal ist, würde ich einfach einen kürzeren Zeitraum wählen, 2 oder 3 volle Tage zum Einstieg. Insgesamt sind 7 Tage ein gutes Mittelmaß.

 

Warum es sinnvoll sein kann, ein Stille Retreat alleine durchzuführen:

  • Du kannst Zeit und Ort ganz flexibel gestalten
  • Du kannst kurzfristig und spontan sein, denn die nächste Gruppe ist vielleicht erst wieder in ein paar Monaten, du hast aber zB in 2 Wochen drei freie Tage, die du nutzen willst
  • Du kannst die Dauer an deine Bedürfnisse anpassen. ZB spontan mal einen Tag Stille einschieben ( weil der Rest deiner Familie wegfährt)
  • Es kann auch anstehen in deinem Prozess, alleine OHNE den Halt einer Gruppenenergie zu sein. Dann ist es auch am besten, NICHT ein Seminarhaus als Ort zu wählen, da auch Seminarhäuser einen gewissen Halt geben, den es in sich selbst zu entdecken gilt! Wähle dann einen Ort mit guter Energie in einem natürlichem Lebensumfeld. (ZB Ferienwohnung an einem schönen Ort). Es ist an dem Punkt für dich angesagt, dich generell mehr aus dem Kollektiv- und Gruppenbewusstsein herauszulösen.

 

Wie lange soll dein Stille Retreat dauern?

 

Grundsätzätzlich würde ich sagen, JEDE in Stille verbrachte Zeit ist besser als keine. Das heißt, besser ein paar Stunden als gar nichts, besser ein ganzer Tag, als ein halber Tag etc. Immer ist es gut, einen Mittelweg zu wählen, statt zu ehrgeizig oder zu “lasch” zu sein. (Nachtrag: Mittlerweile habe ich auch ein 3 Tages Retreat ausprobiert, das war mir persönlich zu kurz, ich bin gar nicht so richtig reingekommen und werde es trotzdem wieder machen, sollte sich ein 3 Tage Fenster für mich öffnen, wobei mir 7 bis 10 Tage noch lieber sind…). Finde das, was für dich jetzt stimmig und gut machbar ist!

 

 

Was ist alles wichtig für die Durchführung eines Stille Retreat:

  1. Triff eine klare Entscheidung. Nichts “Halbschariges” wie wir in Bayern sagen. Du verspürst den Ruf, du denkst schon lange, ich sollte/könnte/würde gerne mal….dann entscheide dich jetzt dafür!
  2. Lege genau fest, wie lange deine Stille sein soll, sprich Beginn und Ende (jeweils Tag und Uhrzeit). Die Klarheit hilft dir und deinen Lieben.
  3. Wo soll das Retreat sein? Während dieser Zeit ist es essentiell, alleine und ohne jegliche Verpflichtungen zu sein. Wenn du alleine lebst, kannst du es bei dir zu Hause machen, wobei es oft als einfacher empfunden wird, das gewohnte Umfeld zu verlassen. Solltest du mit anderen Personen und/oder Tieren zusammen leben, so ist es nötig, dass du woanders hingehst, da es zuviel Ablenkung bedeuten würde. Es bietet sich an: eine Ferienwohnung, ein Gartenhaus, ein Zelt, Wohnung/Haus, von Freuden/Verwandten, die verreist sind, Housesitting (wobei man da schauen muss, wieviel Verpflichtung involviert ist) oder du gehst ganz alleine in die Natur, wenn du damit Erfahrung hast.
  4. Stelle sicher, dass es eine Möglichkeit gibt, wie du im Notfall erreichbar bist. Das hilft dir, wirklich abzuschalten und kann auch deine (besorgten) Angehörigen entspannen. Dafür eignet sich NICHT dein normales Handy/Tablet/PC, womit du immer erreichbar bist. Die müssen während der Zeit komplett offline bleiben. Als Möglichkeiten bieten sich an: Telefonnummer von Vermieter einer Ferienwohnung; Nachbarn etc, die bei dir klopfen können; Rezeption einer Anlage/Ferienwohnung; ein vereinbarter Ort, wo für dich eine schriftliche Nachricht hinterlassen werden könnte und du einmal am Tag nachschaust oder das Handy deiner Großmutter, was sie eh nie benutzt und keiner anruft. Sicher gibt es noch mehr kreative Lösungen! Ich habe eine noch intakte ausländische sim Karte verwendet, deren Nummer niemand kennt und sie eben nicht benutzt wird, aber meine Lieben wussten im Notfall können sie mich erreichen. Eine Überlegung die ich auch habe, ist: unsere ständige Erreichbarkeit heutzutage ist ein großes Problem, da es unsere Aufmerksamkeit ständig ins Außen zieht. Es könnte sich lohnen eine 10€ no name prepaid sim Karte zu haben, die man viel öfter auch so unter der Zeit, zB am WE einlegt und man nur für Eingeweihte erreichbar ist.
  5. Ohne Verpflichtungen: das heißt, du hast keine Aufgaben zu erledigen. Eine Frau fragte mich, ob sie nicht ihren Job, den sie von zuhause aus macht und sie dabei mit niemanden reden muss, zumindest teilweise machen könnte. Nein. Es geht darum einfach nur mit dir zu sein, dich nach innen zu wenden, dich nur mit dir selbst zu beschäftigen. Auch keine Versorgung von Angehörigen oder Haustieren. Unsere Haustiere sind wunderbare Geschöpfe und wie du sicher weißt, sind sie eng energetisch mit uns verbunden und tendieren auch dazu, uns alles mögliche abzunehmen. Auch sie ziehen deinen Fokus auf sich, was in dieser Zeit ja kontraproduktiv ist. Gib also deine Angehörigen, deine Kinder, deine Tiere und sonstigen Aufgaben vertrauensvoll in gute Hände und mache die Erfahrung, dass alle auch mal bestens ohne dich auskommen ;-)
  6. Erstelle dir einen Plan für die Tage. So ein Plan gibt einerseits Orientierung, weil der Verstand dann viel weniger Möglichkeiten zur Ablenkung= Überlegen/Planen hat. Andererseits soll auch Raum sein für Flexibilität. Elemente dieses Plans sind: stilles Sitzen, Bewegung/Sport in freier Natur, ggf andere spirituelle Übungen, Kochen/Essen/Haushalt, 1 Buch und/oder ein Audioprogramm, Notizen in ein Tagebuch schreiben. Insgesamt empfehle ich einen Mittelweg (siehe Punkt 8).
  7. Das Herzstück dieser Stille Tage ist das stille Sitzen = das Verweilen (ich verwende beide Begriffe synonym). Vielleicht kennst du stilles Sitzen, vielleicht frägst du dich aber auch, was ich damit genau meine. Du sitzt mit aufrechtem Rücken (kein Liegen!) auf einem Stuhl, einem Sofa, einem Meditationskissen oder einer Meditationsbank und bist einfach still. Die Augen kannst du halb offen oder geschlossen halten, achte aber darauf, nicht in Phantasien abzugleiten. Verweilen meint nun nicht, einen besonderen Zustand herzustellen, sondern einfach mit dem zu sein, was ist. Es geht nicht um Gedankenleere, sondern darum, dich in den jetzigen Moment, in deinen Körper hinein zu entspannen und still zu sein. Lausche der Stille. Gedanken dürfen da sein, Gefühle, Empfindungen….darf alles da sein, unterdrücke nichts, springe aber auch nicht auf auf den “Zug” eines Gedanken oder Gefühls. Es ist ein SEIN ohne Wollen, ohne Zwang, ohne Bewertung…Du wirst bemerken, wie dein Verstand unablässig plappert. Aber du bist nicht dein Verstand, das ist klar spürbar. Du kannst auch deinen Atem beobachten, wenn dir das hilft, einfach nur wahrnehmen ohne den Atem zu verändern oder manipulieren. Manches Sitzen ist still und leer und manchmal ist das Sitzen unruhig und fahrig. Auch das darf einfach so sein, wie es ist. Lass deinen Verstand nicht beurteilen, ob du es gut oder schlecht gemacht hast. Verweilen ist unser natürlicher Zustand. Die Stille und der Frieden sind bereits jetzt und immer da, sie müssen nicht erzeugt werden. Sie sind unsere wahre Natur. Ich empfehle etwa pro Tag 6 bis 7 mal zu Sitzen je 45Min. Stelle dir immer einen Timer, das ist wichtig, damit du nicht damit abgelenkt bist, um auf die Uhr zu schauen. Wenn du es gewöhnt bist, öfter und/oder länger am Stück zu sitzen, dann kannst du natürlich die Zeiten für dich anpassen. Mein Plan enthielt: ein Sitzen vor dem Frühstück, zwei vor dem Mittagessen, zwei nach dem Mittagessen und einmal nach dem Abendessen. Diese 6 mal habe ich in jedem Fall gemacht, manchmal je nach Wetter und Flow auch ein oder zwei mal öfter.
  8. Mittelweg: damit meine ich, dass neben dem stillen Sitzen auch Aktivität eingeplant ist. Warum? Wenn wir zuviel und zu lange in Meditation sitzen, dann wird eine Trennung konstruiert: da ist dieser schöne meditative Zustand und dann komme ich aus diesem heraus und in die “normale Welt”. Es geht ja hier genau darum, wahrzunehmen, dass es eben keine Trennung zwischen dem Verweilen UND jedem anderen Moment unseres Lebens gibt. So ist es oft auch nach spirituellen Seminaren. Dort war es so schön und wir waren wie auf einer anderen Ebene und dann kommt die “harte Landung” im Alltag. Den ganzen Tag alleine, im Schweigen und Verweilen zu verbringen, sowohl beim Sitzen wie auch bei Aktivität, hebt diese Trennung mehr und mehr auf.
  9. Andere spirituelle Übungen: wenn du Übungen hast, die dir gut tun, oder die du normalerweise regelmäßig ausführst, wie geführte Meditation, Atemübungen, Visualisierung, Yoga, Gehmeditation, oder ähnlich, dann kannst du die entweder aussetzen für die Tage oder zusätzlich zu den stillen Sitzungen machen, aber nicht als Ersatz.
  10. Bewegung ist ein integraler Bestandteil des Mittelweges. Nicht, dass du quasi das Sitzen ausgleichen musst, aber es tut zum einem dem Körper gut abwechselnd aktiv und dann beim Sitzen wieder empfänglich zu sein. Führe aber während der Aktivität das “bewusste gewahr sein” weiter fort. Verweile auch während Bewegung mit dem, was ist. Lass die Frage in dir wirken: “was ist immer und ewig da, auch wenn ich spazieren gehe/dusche/koche/sitze/etc”. Ich persönlich fand es auch angenehm, leichte Arbeiten wie Kochen, Spülen etc zu verrichten. In einem Gruppenseminar wird man ja meist bekocht, was natürlich auch seine schönen Seiten hat.
  11. Ein Buch und/oder Audioprogramm: es geht ja darum, nach Innen zu lauschen und nicht Antworten, Führung oder sonstiges im Außen zu finden. Dennoch kann ein Buch/Audioprogramm hilfreich sein, wenn es thematisch zu Stille und Sein passt. Vielleicht hast du da eh ein Buch. Vorschläge wären: Adyashanti “Sein. Die wahre Natur der Erleuchtung”; Ramana Maharshi “Gespräche des Weisen vom Arunachala”; Eckhard Tolle “Jetzt”; A.H.Almaas “Facetten der Einheit”; Robert Adams “Stille des Herzens 1 und 2”. Aber begrenze auch das Lesen/Hören zeitlich, es soll ja kein Konsumieren sein.
  12. Tagebuch: notiere deine Erkenntnisse, Träume, Einsichten und Gedanken
  13. Lege auch eine Liste bereit, auf der du Dinge notieren kannst, die du NACH, dem Schweigen erledigen möchtest. Sicher kennst du das, dass kaum sind wir mal ruhig, unser Verstand uns mitteilt, was getan werden sollte. Dafür ist diese Liste gedacht: wenn dir etwas einfällt, notiere es und dann brauchst du darüber nicht mehr nachdenken.
  14. Handy/ipad/PC müssen komplett OFFLINE bleiben währen der Retreat Zeit, kompromisslos. Höre auch keine Musik, sondern lausche nur nach Innen.
  15. Freue dich auf das Unbekannte….lass dich ein auf dieses “Meeting” mit dir selbst! Wie wird es sein? Du kannst es nie genau vorher wissen….das macht die Schönheit des Ganzen aus. Es will erlebt werden…ganz konkret.
  16. Planung für die Zeit NACH dem Retreat: ich kann mich noch gut erinnern, was für ein “Schock” es nach den ersten Retreats für mich war, wieder zu reden! Und so glasklar wahrzunehmen, wie viel Belangloses, Unnützen und gar Destruktives wir den ganzen Tag reden…einfach um Leere und Langeweile zu vermeiden. Und vor allem, wie schnell man da wieder drin ist in diesen Mustern. Deshalb finde ich es hilfreich, Elemente aus der stillen Zeit in den “Alltag” mitzunehmen. Überlege dir, wie/wann/wie oft du ein Sitzen integrieren kannst und es zu einer festen Gewohnheit machen kannst. Wie oft/wann könntest du auch so Handy/ipad/PC offline lassen, statt ständig erreichbar zu sein? Kannst vielleicht einen stillen Tag/Monat einplanen? Gerade auch das “Verweilen während Aktivität” eignet sich hervorragend für den Alltag! Sicher findest du noch andere kreative Ideen, um das, was du während dieser besonderen Zeit erfahren hast, weiterzuführen!

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine wunderbare Erfahrung für mich war, die sich wirklich lohnt! Nun bleibt mir nur noch, dir viel Freude und gutes Verweilen in deinem wahren Sein zu wünschen und gutes Gelingen bei deinem eigenen Stille Retreat! Traue dich und mache dein wahres Selbst zur Priorität in deinem Leben!



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