Was ist das “neutrale Beobachten”?

Was ist das “neutrale Beobachten”?

Bestimmt hast du schon öfter in spiritueller Literatur oder Kursen vom neutralen Beobachter gehört. Aber was ist damit genau genau gemeint und vor allem, wie gelingt es? Ich möchte dir Übungen vorschlagen, wie du das neutrale Beobachten in dir entdecken kannst.

 

Das neutrale Beobachten meint eine Wahrnehmung, die nicht involviert ist in Gedanken, Gefühlen, Interpretationen, Urteile etc. Es ist ein unabhängiges Schauen, was Details wiedergeben kann, aber keine Position dazu bezieht. Also zum Beispiel kannst du deine Gedanken beobachten: gerade habe ich gedacht “was macht der Uwe da denn?”, “wie lange dauert es noch bis sich der Stau auflöst” etc. Du nimmst einfach bewusst wahr welche Gedanken dir durch den Kopf gehen. Genauso kannst du deine Gefühle beobachten. Fühle ich Trauer, Wut, Freude, Ärger, Aufregung etc? Wo genau im Körper nehme ich das Gefühl wahr?  Es geht nun eben nur darum, Gedanken, Gefühle, Ereignisse wahrzunehmen, OHNE sofort eine Reaktion dazu abzugeben: “wie kann Uwe nur so unvernünftig sein?”, “wie soll ich es rechtzeitig zum Termin schaffen bei dem blöden Stau hier”, “warum passiert das immer wieder?”. Uwe tut einfach was er tut und der Stau löst sich genau dann auf, wenn er sich auflöst und Dinge passieren, wie sie passieren sollen, ob es uns gefällt oder nicht.

 

Kannst du dir ein Leben ohne ständiges Beurteilen, Interpretieren, Ablehnen, Haben-Wollen etc vorstellen? Glaub mir, es ist der Weg in die Freiheit und zu inneren Frieden ;-)

 

Übe das neutrale Beobachten:

 

Der Blick auf die Leinwand:

Das ist quasi eine Vorübung, die dir helfen kann, wenn du mit dem neutralen Beobachten noch ganz am Anfang stehst. Es ist keine direkte Wahrnehmung im Moment, sondern du nimmst dir eine Situation, die schon abgelaufen ist. Diese Technik wird gerne bei emotionalen Situationen genutzt, um einen Abstand zu starken Gefühlen herzustellen. Du kannst aber im Grunde jede beliebige Situation für diese Übung verwenden. Stell dir zuerst vor, du betrittst einen Raum, in dem eine große Leinwand hängt. Du nimmst Platz und nimmst klar den Abstand zwischen dir und der Leinwand wahr. Nun beginnt auf der Leinwand die Aufzeichnung der gewählten Situation abzuspielen. Schau ruhig zu. Die Aufzeichnung ist wie ein Film, den du dir ansiehst, aber in dem du nicht direkt selbst mitspielst. Du siehst dich in der Situation agieren, sitzt selbst aber auf dem Stuhl mit Abstand zur Leinwand. Wenn es dir mit “normalen Situationen” leicht gelingt, übe es mit emotional aufwühlenden Ereignissen.

 

Beobachte den Atem:

Nimm dir 10 Minuten Zeit und ziehe dich dazu in einen ruhigen Raum oder Ort in der Natur zurück. Schließe die Augen und sei einfach nur aufmerksam deinem Atem gegenüber. Forciere nichts, atme nicht in einem bestimmten Rhythmus, sondern folge einfach dem Atem. Spüre die Bewegung, die dein Körper bei jedem Atemzug vollzieht. Sei einfach bewusst und nehme wahr, “wie es dich atmet”.

 

Ein neutraler Tag:

Nimm dir für einen ganzen Tag vor, Adjektive (Eigenschaften) wegzulassen, ebenso wie Abneigungen und Bewertungen. Also z.B: du siehst einen Baum, anstatt zu denken “was für ein SCHÖNER Baum”, denkst du nur “ein Baum”. Statt “ich kann diese Kälte nicht ausstehen” denkst du “ah, so ist die Temperatur heute”, statt “das Auto fährt viel zu SCHNELL” denkst du “ah, da fährt ein Auto vorbei”. Das ist wirklich eine super Übung und macht bewusst wie viel wir normalerweise werten, urteilen, ablehnen oder auch überbewerten. Du könntest versucht sein zu glauben, Neutralität wäre langweilig, eintönig und uninspirierend. Tatsächlich liegt aber in der Neutralität eine friedliche und gelassene “Süsse”, die einem nicht sofort ins Auge springt, sich aber nach und nach enthüllt. ;-)

 

Nimm den Gedankenraum wahr:

Setze dich an einem ungestörten Ort, schließe die Augen und atme langsam ein und aus bis du ganz entspannt bist. Beobachte nun deine Gedanken, es geht dabei aber nicht um ihren Inhalt, sondern wie und wo sie erscheinen. Nimm den Raum wahr, in dem deine Gedanken auftauchen. Was für ein Raum ist das?

 

Achtsames Gehen: 

Falls du ein Mensch bist, der sich noch lieber bewegt als still zu sitzen, kannst du achtsames Gehen ausprobieren. Das ist möglich im Haus oder in der freien Natur. Bewege dich langsam und bewusst. Nimm wahr, wie deine Füße den Boden berühren. Es geht dabei nicht um ein “ich muss es richtig machen”, sondern einfach nur das was ist, wahrzunehmen.

 

Was denke ich gerade?

Halte im Alltag immer wieder inne und vergegenwärtige dir, was du gerade denkst. Beobachte deine Gedanken ohne Bewertung. Mit der Zeit wirst du dir auch im täglichen Geschehen deiner Gedanken bewusster, in dem Moment, wo du sie denkst und nicht nur in ruhigen Momenten bei der Meditation.

 

Achtsame Körperwahrnehmung:

Ziehe dich zurück in einen ungestörten Raum, schließe die Augen und beginne deinen Körper wahrzunehmen. Beginne bei den Füßen, spüre wie sie den Boden berühren und sich dabei anfühlen. Wandere nun nach und nach mit deiner Bewusstheit durch den ganzen Körper. Nimm wahr ohne zu bewerten.

 

Wenn du diese oder ähnliche Übungen regelmäßig ausübst, wird dir das neutrale Beobachten immer geläufiger und schließlich zu deiner zweiten Natur. ;-) Du wirst bemerken, dass sich das auf alle Lebensbereiche positiv auswirkt, du ruhiger, friedlicher und gelassener wirst. Möge dir das neutrale Beobachten immer besser gelingen!

 

 

 

 

 

 



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